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“Alles aus einer Hand!” lautete das Versprechen eines namhaften überregionalen Anbieters, für den wir uns zusammen mit den Nachbarn zwecks der Errichtung unserer Photovoltaikanlage entschieden haben. Uns war schon klar, dass dieses Vorhaben verschiedene Gewerke erfordert. Insofern wunderte es nicht, dass sich nacheinander unterschiedliche Handwerker angekündigt haben, um den Plan Stück für Stück in die Tat umzusetzen.

Nun, nachdem die Arbeiten nun abgeschlossen sind und die Anlage in Betrieb genommen ist, müssen wir verwundert Kenntnis nehmen davon, über wie viele Stufen die Wertschöpfungskette inzwischen reicht. Das Material kommt aus Asien. Das war uns klar und verwundert nicht weiter. Die Handwerker allerdings, die das Projekt realisiert haben, kamen auch nicht gerade aus dem Nachbarort.

Zuletzt waren nun die Leute da, die Wechselrichter und Speicher installiert haben. Sie kamen um 10 Uhr vormittags und hatten bis 17 Uhr zu tun. Das Unternehmen, für das sie tätig waren, hat seinen Sitz in München. Sie selbst waren unverkennbar türkischer Abstammung. Einer der beiden sprach gut und der andere gar kein Wort Deutsch. Sogar die Frage, ob Kaffee gewünscht sei, musste ihm übersetzt werden.

Nach getaner Arbeit hieß es auf unsere Frage, wo sie denn nun ihren Feierabend verbringen, dass es nun noch kurz zu einem weiteren Kunden ginge. Dort sei noch, eine Kleinigkeit zu richten. Danach aber ginge es zurück nach Mannheim. Mannheim? Das sind gut 300km und über 3 Stunden Fahrzeit!

Wenige Tage zuvor waren die Herren bei uns zu Gast, welche die Installationen auf unserem Dach vorgenommen haben. Ihr Eintreffen wurde uns ebenfalls für 10 Uhr am Vormittag angekündigt. Die Arbeiten sollen den ganzen Tag dauern. Wir sollten uns auch nicht wundern, wenn die Kommunikation mit den Kollegen etwas schwierig sei.?!?

Das Unternehmen, welches die Arbeiten auf unserem Dach ausführen wollte, hat seinen Dienstsitz in Cloppenburg. Cloppenburg liegt ebenfalls 300km von uns entfernt. Diesmal jedoch in nördlicher Richtung. Um so mehr waren wir verwundert, dass die Herren bereits um 8 Uhr vor unserer Tür standen. Nun gut. Frisch an´s Werk!

Ein kurzes Hallo vom Vorarbeiter und dann wurde auch schon gehämmert und geschraubt. Den ganzen Tag. Und jener Tag war ein sehr heißer Tag. 30°C und mehr. Die Sonne brannte. Da sei eine Pause und ein Schluck Wasser zwischendurch vertretbar. Auf unsere Frage am Nachmittag, wie es denn liefe, wurde das Smartphone gezückt und uns unter die Nase gehalten. Unsere Frage sollten wir dort hineinsprechen. Sie wurde online ins Russische übersetzt und dem Kollegen in Textform auf dem Display angezeigt. Seine Antwort kam auf umgekehrtem Weg. Es liefe alles super.

Um 20 Uhr am Abend waren Teile der Arbeit noch nicht einmal begonnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gewerk an jenem Tag einen Abschluss findet, schien sogar uns als sehr gering. Also folgte abermals ein Dialog über die App. Er freue sich auf morgen. Da habe er und sein Team frei. Er würde aber noch einmal kurz vorbeischauen, um die restlichen Arbeiten zu erledigen. Ok?! Arbeiten am freien Tag? Uns sollte es recht sein.

Am darauf folgenden Tag standen die 3 pünktlich um 8 Uhr wieder vor unserer Tür und machten sich an die Arbeit. Es war ja ihr freier Tag.?!? Hämmern, Schrauben. Es ging voran an einem Freitag, ihrem freien Tag. Bis 19 Uhr! Dann baten sie zur Abnahme. Wir waren fassungslos. 3 Männer fern der Heimat. 2 Tage bei 30°C in praller Sonne auf einem um 45° geneigten Dach. Das ist brutal! Vielleicht Frühstück. Kein Mittagessen. Irgendwann Abendessen. Nachruhe? Don´t care!

Die 3 waren froh, den Job erledigt zu haben. Und sie waren sichtlich stolz auf das Ergebnis ihrer Arbeit. Und uns war klar, dass die 3 am Freitagabend nun weder den Weg nach Cloppenburg noch zu ihrer Familie aufnehmen werden. Wie und wo die Herren ihr Wochenende verbringen, blieb uns rätselhaft. Vielleicht übernachten sie in ihrem Auto.

Als eine kleines Dankeschön und als Anerkennung haben wir den Männern noch unseren alten Camping-Grill, etwas Holzkohle, Kohle zum Einkaufen und den Standort des nahegelegenden Grillfleischautomaten mitgegeben, wo sie auch zu dieser späten Stunde noch neben Grillfleisch vernünftiger Qualität auch Saucen und Salate würden bekommen können. Wir glauben, sie haben sich gefreut. Ob sie dem Vorschlag gefolgt sind, wissen wir nicht.

Wir wissen nur, dass nicht nur eine, sondern viele Hände unseren Wunsch nach einer PV-Anlage realisiert haben. Wie groß unser Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles ist, bleibt abzuwarten.