Partnerin (m/w/d)

User Experience: Klebt zu, was nicht zu interessieren hat

User Experience: Klebt zu, was nicht zu interessieren hat

Schlafen macht schön! Schön Schlafen allerdings gelingt nicht immer. Blöd ist vor allem, dass man von seinem eigenen Schlaf selten viel mitbekommt. Es sei denn, man wacht auf und findet sich am Fußende seines Bettes wieder. Dann ist man zwar wach, aber man weiß, dass es mit dem erholsamen Schlaf zumindest in dieser Nacht nicht weit her war.

Wer zusammen mit seiner Partnerin (m/w/d) im gemeinsamen Doppelbett schläft, hat darüberhinaus noch gute Chancen, von unabhängiger Stelle ein Feedback darüber zu erhalten, was in den zurückliegenden Stunden so vorgefallen ist.

Im vorliegenden Fall waren die Beobachtungen über viele Monate, Wochen und Nächte nicht eindeutig. Gerne begibt man sich deshalb vertrauensvoll in die Hände der Profis. Schließlich könnte ja Schlimmes drohen. 

Der HNO: „Hals, Nase und Ohren ohne Befund. Bitte gehen Sie weiter zum Schlaf-Kollegen. Der Schlaf-Kollege: „Der Schlaf-Tracker, den Sie nun eine Nacht getragen haben, zeigt Blabla... Das sollten Sie im Schlaflabor abklären lassen!“. Ok?!? 

Der Anruf im Schlaflabor lässt uns glauben, das jeder zweite Deutsche dort auf der Warteliste steht. Jedenfalls lag der früheste Termin, den man uns dort anbot, sieben Monate in der Zukunft. Unglücklicherweise mussten wir diesen Termin aus anderen Gründen dann auch noch einmal verschrieben.  

Nach mehr als 12 Monaten des gespannten Wartens (und des vermeintlich schlechten Schlafens) war es dann soweit: 2 Übernachtungen im Schlaflabor, bitte. 

Man  wurde erwartet. Die Einweisung in das, was auf dem Programm stand, war nicht zu beanstanden. Alles folgte einem routinierten Plan. Um 21 Uhr des ersten Abends wurde es ernst. Es wurde der Kopf vermessen. Es wurden Elektroden auf dem Kopf, Brust und Beinen angeklebt. Und Mikrofone am Hals sollten aufzeichnen, was man des Nächtens zu erzählen habe.

Die Kabel aller Sensoren wurden im Nacken zu einem Zopf gebunden, um letztlich elektrisch mit der Apparatur, die auf dem Rollwagen neben dem Bett stand, verbunden zu werden. Dann ging das Licht aus. „Gute Nacht!“ 

Mit der Zeit gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit, die keine war. Diverse LEDs an dem Elektronik-Zoo neben dem Bett leuchteten konstant grün. Die LEDs an dem Ethernet-Switch neben dem Bett visualisierten die Übertragung jedes Datenpaketes mit zehnmaligem Blinken pro Sekunde.

Beachtenswert waren auch die Kameras im Raum. Sie hatten es auf die Pupillen und die Bewegung der Augen abgesehen. Damit Kameras allerdings sehen können, brauchen sie Licht. Der in diesem Schlaflabor eingesetzte Kameratyp zumindest, schien sich nicht nur mit Infrarotlicht zufrieden zu geben. So umgab die Kameralinsen ein Ring lustiger roter LEDs. Somit schien dies, eine Nacht bei Disco-Beleuchtung zu werden.

Morgens um 5 war die Sache dann geschafft. Nicht, dass es dann bereits Zeit zum Aufstehen gewesen wäre. Nein, zu dieser frühen Stunde trat der Reinigungsdienst seine Arbeit an, um Flure und Treppen zu säubern. Und irgendeine dieser Reinigunsmaschinen wurde in voller Fahrt gegen die Tür des Schlaflaborzimmers gesteuert. Guten Morgen. Das war‘s! Gott sei Dank schien der Ganze Kabelsalat noch halbwegs an Ort und Stelle.

Kurze Zeit später wurde ganze Quatsch dann auch offiziell abgerüstet. Danach ging es zum Duschen, bevor das Frühstück serviert wurde. Die Auswertung aller Datenpakete sollte noch weitere Zeit in Anspruch nehmen. 

Schließlich öffnete sich die Tür des Zimmers und eine freundliche bis dahin unbekannte Dame stellte sich vor. Alle Daten seien nun ausgewertet. Ich sei schlecht eingeschlafen. (Welch ein Wunder bei der Party-Beleuchtung). Und ich habe nur bis 5 Uhr geschlafen. (Klar. Ihre Frühschicht beginnt eben immer erst, wenn der Reinigungstrupp schon durch ist.)

Nun, man könnte jetzt noch...   Vielleicht sollte man auch noch mal,... Rucksack, Maske,.... Weniger essen oder gar nichts mehr essen. Weniger Wein oder am besten gar keinen Wein.

Es bleibt der Eindruck, dass der Aufenthalt im Schlaflabor etwas für ernsthaft Kranke oder für total Planlose ist. Auf jeden Fall aber ist es eine willkommene Einkkommensquelle für all die Schlafspezialisten im Gesundheitswesen. Gute Nacht!